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The iconography of the Celtic mothers
Xanten
The
iconography of the Celtic mothers
Uit:
M. Green, The gods of the Celts, 1997 p. 78-85
As with so many Celtic cults, physical representation of mother-goddess worship manifests itself in full and mature form only during the period of Roman influence on Celtic lands. In terms of material culture, we possess both written dedications and iconography, generally in stone or clay but more occasionally in metal or bone. This evidence may be used to answer a number of questions: the form of worship; method of physical representation; the type of dedicants and above all the real function of the cult. The Mothers are a homogeneous group and share many iconographical features which establish their essential identity. I shall look The
Triple Mothers
Triplism
as a basic phenomenon of Celtic religion is discussed in detail elsewhere (Chapter
Seven). The mother-goddess is perhaps the commonest type of Celtic divinity
treated in this way and the triadic form appears to have played an important
role in her worship and cultexpression.
The
three mothers or Deae Matres, as they
are frequently called in inscriptions, were known also as Matronae , especially in The
Inscriptions
can give us some idea about worshippers. Henig stresses the evidence for wealthy,
romanised dedicants in Hut
within this framework, there are many variations, all of which stress the
maternal, nourishing and fertility role of the goddesses. The commonest
attributes are baskets of fruit, cornuacopiae, loaves, fish and children. In
some instances the Mothers actually suckle infants and one breast may be bared,
as at Alesia. Swathing bands and baby-bathing materials are indicated at
Vertillum (Cóte d'Or). An Autun group depicts the Mothers with a child, patera
and cornucopiae respectively. A stone from It
is suggested that the former could represent a palm-leaf and therefore a Victory
symbol. One or two other features are noteworthy: dogs not infrequently
accompany the Mothers, as at Ancaster and Cirencester. A recently-discovered
The
carefree attitude of the Cirencester relief -where the goddesses sit chatting as
if they were human mothers at a coffee morning with children playing and
lap-dogs –is exceptional. More frequently they sit rigidly, staring straight
in front of them. However, their basic benevolence is clear. Some of the
This
apparent age-difference may symbolise different stages of womanhood and, by
implication, the seasonal progression. One interesting point concerns the
iconography of triadism itself. Sometimes, as in the Cóte d'Or region, each
goddess is identical, with exactly the same attributes: here the significance of
triplism seems to be intensification -a triple avowal of devotion. In many
instances, as described above, the deities are treated differently: thus, at
Cirencester and Maryport hairstyles or stance may differ or attributes may vary.
At Cirencester, for instance, the Mothers hold a dog, fish and fruits
respectively, and at
Distribution,
Context and Associates of the Triple Mothers
The
cult appears to have belonged exclusively to certain parts of In
We
will examine below the significance of other deities in relation to the
mother-goddess cult -whether the Triple Mothers or other versions of the
fertility-goddess. Here, it is interesting simply to mention direct associations
in epigraphy or iconography between the Matres in their distinctive plural form and other god-forms. What
one might term direct associations are those where the Mothers are linked on
dedications with other cults, or where they actually share imagery on a given
item of iconography. Indirect association, where a shrine may yield a number of
diverse religious objects, mayor may not be significant in that if the Mothers
and, say, Mercury are clearly dominant, as at The
association in the
Moedergodinnen
-
Muttergöttinnen
http://www.rynaya.net/wildmutter/evolution/muttergoettin/muttergoettin.html
In
allen Ländern, Völkern und Kulturen dieser Welt wird die Erde verehrt. Sie ist
der Archetypus aller Muttergöttinnen, welche ihre Kraft symbolisieren. In
einigen Kulturen symbolosiert eine einzige Göttin die Mutter Erde, in anderen
werden die Kräfte und das Wesen der Erde durch mehrere Göttinnen verehrt. Eine
Vielzahl ritueller und kultischer Verehrungsformen spiegeln die
lebensspendendeten, lebenserhaltenden und lebenserneuernden Kräfte wieder. Auch
der Mond wird in verschiedenen Kulturen als weibliche Göttin verehrt, welche
mit der weiblichen und irdischen Fruchtbarkeit verbunden ist. Die Fruchtbarkeit
der Frau und die Fruchtbarkeit der Erde sind in allen Mythologien untrennbar
miteinander verbunden. Sie symbolisieren Kraft, Fülle, Schutz, Leben und die
Wiedergeburt. Die Religion der Verehrung der Erde als Muttergöttin ist die Älteste
überhaupt, gemeinsam mit der Verehrung des Mondes und der Sonne.
Germanen Hertha/Erda/Jörd/Fjörgyn/Hlödyn
(Erde): Erdmutter, Fruchtbarkeitsgöttin.
Alles
kommt aus ihr und alles geht zu ihr zurück. Von ihr stammt auch der Name Erde/Earth
und auch der “Herbst” nahm den Ursprung aus ihrem Namen. Beim Erntefest
“Herthafest/Hearfest” wurde der letzte Erntewagen mit Zweigen geschmückt.
Die Schnitterwerkzeuge wurden mit Blumen geschmückt und man zog fröhlich
singend nach Hause. Der letzte Kornschnitt wurde zusammengeflochten, mit Blumen
geschmückt und als Dank für die Herta auf dem Felde zurückgelassen.
Ostara:
Göttin der Fruchtbarkeit, und
des Frühlings, ihre heilige Symbole sind der Hase und ein Ei, welche bis in die
heutige Zeit an Ostern in Form von Osterei und Osterhase überlebt haben. Sie
ist auch die Göttin des Lichtes und des jungen Lebens.
Walburga: Walburga
ist eine weniger bekannte Berg- und Fruchtbarkeitsgöttin. Die erste Ernte wurde
ihr zu Ehren während dem Maienfest dargebracht, als Dank für ihren Schutz. Sie
schützt die Menschen, die Felder und gilt als Herrin des Sturmes, der Acker und
der Berge
Alemannen Holla/Perchta/Frau
Holle: Sie
ist die mächtigste der alemannischen Göttinnen. Als Himmels- und Lichtgöttin
symbolisiert sie die Sonne. Als Wettergöttin ist sie noch heute in den Märchen
zu finden. Als Fruchtbarkeitsgöttin schenkt sie über die Quellen neues Leben.
Und schliesslich kehrt nach dem Tode alles Leben zu ihr in die Unterwelt zurück,
um wiedergeboren zu werden.
Festlandkelten Sequana:
Sequana
verkörpert die fruchtbare Verbindung zwischen Erde und Wasser. In erster Linie
wird sie als Flussgöttin verehrt (Seine), ist aber auch eine Erdgöttin. Die
Enten sind ihre geweihte Tiere.
N
‘ Aria: N’ Aria ist
sozsagen die Sequana der Helvetier. Vorsicht
Ry-These! Der Name des Flusses
“Aare” in der Schweiz könnte von ihr stammen.
Sul:
Sie ist die bretonische
Quellengöttin, Göttin des fliessenden Wassers und als Vegetationsgöttin schützt
sie das Wachstum.
Nwywre:
Die Drachengöttin ist die Hüterin
der verborgenen Geheimnisse der Erde und des Lebens. Sie symbolisiert das ewige
Geheimnis des Werdens, Vergehen und Wiederwerden.
Belisama:
Sie ist die Göttin des
Handwerks, der Kunst und wurde auch als Schutzherrin bei Kämpfen angerufen. Als
Lichtgöttin hat sie viele Gemeinsamkeiten mit der irischen Göttin Birgit und
wurde von Cäsar mit der römischen Minerva gleichgesetzt.
Rosmerta:
Sie wurde besonders im östlichen
Teil Galiens als Erdmutter und Fruchtbarkeits- göttin verehrt. Sie wird sehr
oft mit einem Füllhorn dargestellt und ihr Name bedeutet soviel wie “gute
Verteilerin”
Verena/Vereina:
In unserer Region wird diese
ursprüngliche Quellgöttin noch heute als Heilige verehrt. Ihre Herkunft
vermutet man in der keltischen Mythologie. In manchem alten Wappen sieht man sie
heute noch in ihrer ursprünglichen Gestalt. Die Flussfrau mit den zwei
Fischschwänzen. Sie ist noch heute die Hüterin der fruchtbarkeitsspendenden
und heilkräftigen Quellen. Im Mittelalter wurde sie mit Krug und Kamm
dargestellt. Sie vermochte es der Sage nach, auf einem Stein flussaufwärts zu
fahren.
Belena:
Seite
an Seite mit Belenus, herrscht die Feuerstrahlende, Belena. Die Menschen trieben
ihre Viehherden zwischen den Feuern durch, um Krankheit und Unheil von ihnen
abzuwenden. Denn in der Nacht vor Beltane treiben so manche dunkle Geister ihr
Unwesen. Nach dem ersten Hahnenschrei tritt Belena hervor und setzt dem Treiben
ein Ende. Am 1. Mai beginnt der Sommer. An diesem Tag wurden überall
grosse Feuer entzündet und die Menschen feiern noch heute den Beginn der
“Sonnenzeit” Am ersten Mai wird wieder landauf, landab Beltane gefeiert. Im
Zeichen des Götterpaares Belenus und Belena wurde die meisten Ehen geschlossen
und dieser Maienbrauch hat sich bis in die heutigen Tage erhalten.
Inselkelten Eriu:
Irland
(Eire) ist noch heute das Land der Erdgöttin Eriu (Erin)
Brigit:
Sie ist die Lichtgöttin und
die Göttin des Frühlings. Am 1./2. Februar wird der Frühlingsbeginn in ihrem
Zeichen gefeiert. Imbolc wurde von den Christen zur Lichtmess umgestaltet.
Zu diesem Zeitpunkt werden auch die jungen Lämmchen geboren, die Sonne strahlt
mit mehr Kraft und verdrängt allmählich den Winter. Birgit wird heute noch in
Irland als die heilige Birgit verehrt und auch ihr Fest am 1./2. Februar ist
erhalten geblieben. Sie ist auch die Schutzgöttin der Häuser und Familien.
Abends werfen die Frauen bevor sie zu Bett gehen noch einen Scheit Holz in’s
Feuer und bitten um ihren Schutz und Segen.
Guinerva,
Cunnevare: Dreifaltige
keltische Göttin (Irland, Wales) , wird noch heute verehrt, in der Arthussage
verband sie sich mit dem König, (Arthus=Bär) wurde ihm aber wieder untreu, als
er sein Versprechen brach.
Ceridhwen:
Sie ist die Göttin der
Fruchtbarkeit. Ihre Attribute sind ein Kessel, welcher Fülle und Wohlstand
darstellt und die heilige Muttersau, welche die empfangende Fruchtbarkeit
symbolisiert. Auch als Erd- und Drachengöttin wird sie dargestellt.
Llywy:
Sie ist die Tochter der
Ceridwen. Sie kennt die dunklen Seiten des Lebens und wird angerufen, wenn
Unheil droht. Sie ist die Hüterin der weiblichen Macht, erdig, sinnlich und
setzt ihre Macht zur Abwehr von bösen Kräften ein. Sie wird oft als Sau
dargestellt.
Medb,
Maeve, Meave: Göttin der
Souveränität, magische Herrscherin über Tara. Wurde nach und nach als
sagenhafte, boshafte Königin abgetan.
Carlin:
Sie ist die Geistfrau und
kommt an Samhain zu den Menschen. Die letzten Kornähren der Ernte werden ihr zu
Ehren zu einer Puppe gebunden und ihr geweiht. Sie beschützt die Menschen während
der dunklen Zeit des Winters vor bösen Geistern.
Morrigan:
Morrigan ist der
alemannischen Holla sehr ähnlich. Als weise, uralte Muttergöttin wurde sie
lange Zeit verehrt, nach und nach aber als grimmige Todesgöttin in die
unterirdische Reiche verbannt und erschien nur noch dann, wenn jemand sterben
sollte. Dass Morrigan aber ursprünglich eine Muttergöttin war, wurde verdrängt.
Nordisch
– Ginnangagab: Sie
ist die Urmutter, welche Ymir, den Ersten der Götter gebar. Aus ihr entsprang
das erste Leben.
Volla:
Die Göttin der
Fruchtbarkeit , der Ernte und der Fülle.
Freya/Frigg:
Muttergöttin, Göttin der
weiblichen Schönheit und Fruchtbarkeit. Ihre heilige Tiere sind die Katzen,
welche ihren Wagen ziehen.
Gefion:
Riesin, die gilt noch heute
als Beschützerin der Bauern in Dänemark. Ihr Wesen ist schelmisch und gerissen.
Meda:
Korngöttin. Sie bringt die
Fruchtbarkeit ins Land. Rauchopfer werden ihr zu Ehren gegeben. Die Stampftänze
der Frauen im Norden entstammen aus ihrem Kult, um Fruchtbarkeit für Feld und
Familie zu erflehen.
Hel:
Anders als im Süden bei den
Alemannen, wurde Hel im Norden ausschliesslich als Göttin der Unterwelt verehrt,
zu welcher die einfachen Leute nach ihrem Tode kamen, während die Krieger und
die Adligen nach Wallhalla kamen.
Rom Hybla:
Südrömische
Erdmutter, Ahnfrau der Menschen
Flora:
Noch heute wird die
Pflanzenwelt nach ihr benannt. Sie war die römische Blumen- und Vegetationsgöttin.
Denn ihr Einfluss im Frühjahr entschied über Hunger oder Überfluss in den
folgenden Monaten.
Anonnona:
Göttin
des Segens, der Ernte und des Reichtums
Libera:
Vegetationsgöttin, sie
wurde vor allem von den Bauern verehrt, welche ihr zu Ehren Glückskuchen buken,
welche alte Frauen unter der Bevölkerung verkauften.
Tutilina:
Sie war die dunkle Göttin
der Fruchtbarkeit und herrschte über die Saat, welche in der Erde keimte
Tellus:
Sie war die Göttin der Erde,
welche über das Wachstum auf den Feldern wachte und das Vergangene wieder in
ihren Schoss aufnahm.
Vesta:
Sie war die Göttin des
heimischen Herdes, also des häuslichen Schutzes und der Nahrung. Die
Vestalinnen, waren Jungfrauen welche ihr Leben als Priesterinnen dieser Göttin
weihten.
Fortuna:
Die Schicksalsgöttin,
welche noch heute oft erwähnt wird. Das Rad der Fortuna. Ihr Wesen ist eher das
bewusste Geben und sie gilt als launenhaft.
Griechenland Gaia
(Erde): Einst
war das Heiligtum, von Delphi der Gaja geweiht. Als aber das Matriarchat ins
Wanken geriet, kämpfte in der griechischen Mythologie der Sonnengott Apollon
gegen die Schlange (Symbol der stetigen Wiedergeburt) Gaia's und vernichtete sie,
so begann seine Herrschaft als Hauptgott im Heiligtum von Delphi. Gaia ist die
Mutter allen Lebens und auch die Mutter des Todes und der Lebenserneuerung. Sie
ist auch die Mutter des Uranos.
Themis:
Vor den Gerichtsgebäuden
sieht man sie noch heute als Gestalt der Justicia mit einer Waage und
verbundenen Augen stehen. Sie ist die Göttin des gesellschaftlichen
Zusammenhaltes und der Gerechtigkeit.
Hegemone
(Vorherrschaft): Frühere
Erdgöttin der ägäischen Völker. Auch Göttin der Fruchtbarkeit über Mensch,
Tier und Pflanzen.
Eumeniden
(die Gütigen): Früchtbarkeitsgöttinen
der Unterwelt. Sie brachten aus der Erde Nahrung hervor und wachten über die
Fruchtbarkeit von Mensch und Tier.
Meter/Demeter
(Erdmutter)
Sie
ist die Korngöttin, die Königin der Weizenfelder und Hervorbringerin der Früchte
der Erde. Eine der ältesten griechischen Göttinnen. Sie
ist auch eine Mondgöttin.
Persephone
Sie
ist die Tochter der Demeter und die Göttin des Wachstums und der Jahreszeiten.
Immer wenn sie zu Hades in die Unterwelt zurückkehrt, stellt sich der Winter
auf der Erde ein. Dann lebt sie in der Unterwelt als Mutter des jungen Lebens.
Doch nun zeugt die Erdgöttin in der Mythologie nicht mehr aus sich selbst Leben,
sondern durch den Mann.
Hekate
Am
Neumond des Augustes wurde in Griechenland zu Ehren der Mond- und Muttergöttin
Hekate ein grosses Fest gefeiert. Sie ist die dunkle Göttin der Erde, des
Lebens, des Wachstums und auch die Göttin des Todes. Der Weidenbaum wurde ihr
geweiht- Hekate ist auch eine Mongöttin und wurde sehr stark mit dem Wasser-,
und Mondkult verbunden.
Artemis In
der griechischen Mythologie ist sie die Tochter des Zeus und die
Zwillingsschwester des Apollo. Sie
ist eine Quellgöttin. Ihr Name
bedeutet soviel wie “die Göttin des befruchtenden Wassers”. Sie ist die
Vielbrüstige und gilt als Schöpferin des Lebens und ist als Mondgöttin stark
mit den Wassern verbunden.
Kleinasien Kybele: Als Urmutter aller Lebewesen und des Wasser’s, wacht sie über die Erde. Als die Herrin der Pflanzen und der Tiere beteten die Menschen vor den Jagten und auf den Feldern zu ihr. Sie galt als die Mutter der Götter. Sumerer Istar:
Istar
ist wie Isis eine sehr alte Muttergöttin. Sie wurde auch im alten Babylon sehr
stark verehrt. Sie ist auch eine Göttin welche die Erde und den Mond in sich
vereint. Als lebensspendendete und lebensnehmende Göttin wurde sie als die
Mutter des Lebens und des Wiederwerdens verehrt.
Inanna:
Der Name bedeutet auch
"Himmelsgöttin". Die grosse Mondgöttin. Sie ist aber auch die Göttin
der Erde und der Unterwelt und die Herrscherin des Ortes der Verwandlung, aus
dem sich das neue Leben entwickelt
Ninhursag/Ninhursanga:
Sie ist die Schlangengöttin
der Geburt und der Wiedergeburt.
Mami/Mama:
Sie ist die Herrscherin der
Erde. Nur allein durch ein Wort vermag sie Leben zu erschaffen. Als Menschheitstöpferin
erschafft sie die Menschen aus Lehm.
Etrusker Anna
Perenna: Sie
ist die Flussgöttin, welche die Erde mit ihrem fruchtbaren Wasser nährt und
neues Leben hervorbringt. Ihr zu Ehren brachte man Früchte- und Blütengaben an
die Flüsse.
Hethither Hannahanna (grosse Mutter): Urgöttin,
Herrscherin des Himmels. Beschützerin der Kinder. Sie wurde bei den Geburten
angerufen. Mutter aller Menschen. Ihr heiliges Tier ist die Biene.
Lettland Zemes
Mate: Göttin
der Fruchtbarkeit, als Velu Mate Göttin des Todes.
Littauen Zemynele/Zemyna:
Sie ist die lebensspendende Erdgöttin,
die alles Leben und alle Nahrung aus sich selbst hervorbringt. So auch Göttin
der Fruchtbarkeit. Ihr wurden Frauenfiguren geopfert und man brachte ihr als
Dank und Huldigung Speisen und andere Gaben zu den Steinen. Auch bei der Geburt
eines Kindes brachte man ihr Geschenke in Form von Naturalien dar.
Ägypten Nut: Sie ist die Mutter der ägyptischen Götter. Ihr Name bedeutet soviel wie “ewig fliessend” Isis:
Vegetations-, Mutter-,
Fruchtbarkeits-, und Himmelsgöttin . Als Gemahlin des Osiris und Mutter des
Horus regelt sie den Lebenskreislauf. Gleichzeitig stellt sie aber auch die
Mondgöttin dar, welche den Mond mit ihrer Krone symbolisiert. So regelt sie den
Wasserkreislauf. Als Vogelgöttin vermag sie zu fliegen in beliebige Welten und
ist somit auch die Hüterin der Weisheit. Hunde sind die heiligen Tiere der Isis,
welche ihr immer zur Seite stehen.
Hathor:
Sie ist die Kuhgöttin. Die
Göttin der Nahrung und des Wohlstandes. Sie ist aber auch die Mondgöttin.
Ureinwohners Amerika Maka:
Maka - Mutter Erde. Sie wird als
Schildkröte symbolisiert. Sie ist das Tier der grossen Mutter Erde und wenn der
Geist der grossen Mutter erscheint, so in Gestalt einer Schildkröte.
Changing
Woman (Apachen): Sie
altert zwar, wandert dann nach Osten, bis sie sich selber trifft und kehrte als
junge Frau immer wieder. Sie spiegelt den ewigen Kreislauf der Natur wieder,
welche zwar "altert" im Herbst, aber niemals wirklich stirbt, sondern
immer verjüngt mit neuen lebensspendenden Kräften im Frühling wiederkehrt.
White
buffalo-calf-woman (Lakota): Sie
brachte den Menschen die heilige Friedenspfeiffe und führte sie zu den reichen
Jagdgründen der Büffelherden. Sie wandelt ihre Gestalt und erscheint entweder
als weisses Büffelkalb oder als wunderschöne, weisshaarige Frau.
Eithinoha
(Irokesen): Sie
ist die Erde und bringt alles Leben hervor. Ihr Name bedeutet übersetzt "unsere
Mutter".
Zaramama
(Peru): Noch heute ist sie
in Peru die Korn- und Maisgöttin. Sie ist die Nährende, die Mutter aller
Ernten. Figuren von ihr werden an den Feldrändern eingegraben.
Pachiamama
(Peru): Sie ist die Drachengöttin,
welche unter den Bergen wohnt und auch Erdbeben schickt. Sie ist auch die Göttin
der Landwirtschaft. Ihr zu Ehren werden jeden Tag Rituale durchgeführt und die
Frauen sprechen viel zu ihr.
Tazi
(Mexiko): Sie ist alles was
aus der Erde kommt und wieder in die Erde zurückgeht,
sie ist die Erde und das Leben selbst.
Tlazolteotl
(Azteken):
Sie ist die Göttin
der Fruchtbatkeit und der Wiedergeburt . Ihr Zeichen ist eine braune Bemahlung
um den Mund.
Chicomecatl
(Azteken): Sie
ist die uralte Schlangengöttin der Azteken. Sie
ist auch eine Maisgöttin. Die
Schuppenhaut der Schlangengöttin ähnelt einem Maiskolben.
Nana
(Brasilien): Sie
ist eine uralte Schöpfungsgöttin, welche einst durch die afrikanischen Sklaven
ins Land kam.
H'
Uraru (Pawnee): Sie
ist die Erdgöttin, die allwissende Erde, Mutter von Leben und Tod. Sie speist
die Lebenden, umarmt die Toten und schenkt ihnen neues Leben.
Afrika Shiwanokia:
Sie ist die mächtige Schöpfergöttin, welche aus
sich selbst alles Leben hervorbringt und sie ist die Mutter der Erdgöttin
Awitelin Tsita, welche sie durch Spucken in die Hand zeugte.
Asase
Yaa: Sie
bringt die Menschen hervor und nimmt sie nach ihrem Tode zurück in ihren Schoss.
Sie ist die Göttin der Natur und des Lebens.
Indonesien Emboq
Shri: Sie
ist die Reisgöttin, welche ihr Volk mit Nahrungsmittel nährt.
Indara: Sie
ist die Göttin des Lebens. Aus Steinen formt sie die Menschen und haucht ihnen
Leben ein.
Lunimu-Ut:
Aus dem
Schweiss der Felsen wurde diese Göttin geboren. Sie gilt als die Ahnfrau der
Menschen auf Sulawesi. Sie baute die Erde aus dem Boden des Urchaos.
Indien Sita/Lakshmi: Sita
ist eine Erscheinungsform der Fruchtbarkeitsgöttin Lakshmi. Sita ist die Göttin
des Erde und des Ackers. Lakshmi ist die Göttin der Fruchtbarkeit und des
Überflusses.
Kansari:
sie ist
die Schutzgöttin des Getreides. Wenn die indischen Frauen Hirse kochen, lassen sie grosse
Behutsamkeit walten, um Kansari nicht zu kränken. Nach der Ernte wird auf dem
Dreschplatz ihr zu Ehren ein grosses Erntedankfest gefeiert.
Tibet/Nepal Annapurna: Die
Nährende. Sie ist die Beschützerin und Ernäherin der Menschen. In ihren
Darstelungen füttert sie mit einem gefüllten Schöpflöffel ein hungriges
Kind.
Christen Anna:
Aus der
Erde wurde der Mond geboren. Anna ist die Mutter der Maria. Sie steht auch für
die Erdmutter. In vielen Darstellung sieht man Anna, welche ihre Tochter Maria
lehrt. Sie steht auch für die uralte Weisheit. Besonders in der Bretagne wird
Anna als Heilige sehr stark verehrt.
Maria: Auch Maria symbolisiert die lebendige Erdmutter doch auch den Mond. In ihrer Hand hält sie oft den Reichsapfel, als Zeichen der Erde. Unter ihren Füssen findet man auch Drachen und Schlangen, welche seit altersher die inneren Kräfte der Erde symbolisieren und die Wiedergeburt. Maria hatte als Jungfrau Leben empfangen und hervorgebracht. Die Erde selbst, ist die Einzige, welche dies vermag und auch der alte Glaube dass der Mond Leben erzeugt, liegt dem als Fundament zu Grunde. Nach ihrem "Tod" ging Maria’s Körper nicht in die Erde über, sondern blieb bestehe n. Die Linde, welche als Baum der Mütter steht, wird am meisten bei ihren Stätten gepflanzt und auch die heiligen Quellen, welche früher einst den antiken Muttergöttinen geweiht waren, stehen heute in ihrem Zeichen. Maria ist in dieser Hinsicht die Nachfolgerin der Mond-, und Erdgöttin. Trialgöttinnen Der
Ursprung der Trialgöttinnen liegt ca. 30 000 Jahre zurück. Sie
symbolisieren die triale Seite des Lebens. Germanen:
Die drei
Nornen; Alemannen:
Die drei
Bethen; Kelten:
Die drei
Matronen; Christen: Die
drei Marien
http://www.rynaya.net/wildmutter/evolution/muttergoettin/muttergoettin.html
MATRIARCHAT – WUNSCH IST WIRKLICHKEIT uit: http://www.gabi-catal.de/Matriarchats-und_Urgeschichtsforschung.htm Was bedeutet Matriarchat ? Namen, Quellen und Einflüsse Die Matriarchatsforschung wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Johann Jakob Bachofen begründet, der mit seinem Werk ‚Das Mutterrecht‘ u.a. Engels‘ Theorie zur matristischen Urgesellschaft beeinflusste. Die unter dem männlichen Pseudonym Sir Galahad bekannte Bertha Eckstein-Diener schrieb mit ihrem noch heute oft zitierten Buch ‚Mütter und Amazonen‘ in den dreissiger Jahren die erste universale weibliche Kulturgeschichte, in der sie die ‚seit Bachofen lawinenartig niedergegangenen Einzelstudien der einzelnen Wissenschaftszweige‘ zusammenfasste. (Sir Galahad 1996: aus dem Nachwort von Sibylle Mulot-Déri, S.387) Beide schöpften bei ihren Analysen überwiegend aus den rein lesbaren Quellen der Mythologie sowie aus Reiseberichten der ersten EthnologInnen. Paradies war der Name der Grossen Göttin als Jungfrau. Ihr Schoss war der Paradiesgarten, in dem nicht ein Gott, sondern eine Schlange wohnte. Einige Sprachen des Altertums gaben der Schlange den Namen Eva, was Leben bedeutet. Die Schlange ist als sich häutendes, erdnahes Tier ein Symbol für die Göttin, ihr Zeichen ist die sich aus- und einwickelnde (Lebens-) Spirale (Carola Meier-Seethaler 1993, S.186 ff, s.a. 3.1.6.). Sie ist aber auch ein phallisches Symbol, wenn sie nur in Begleitung der Göttin ist. In der altjüdischen Mythologie war Lilith Adams erste Frau, die aus dem Paradies vertrieben wurde, weil sie bei der geschlechtlichen Vereinigung nicht unter Adam liegen wollte. Dem Mythos nach wurde sie von Gott durch Eva ersetzt. Aus der kanonischen Bibel verschwand sie, aber im jüdischen Aberglauben verfolgten Liliths Töchter, die lilim, als lüsterne Dämoninnen die Männer und hocken im Schlaf auf ihnen, in der in antiken Matriarchaten üblichen Stellung. (aus: Barbara Walker 1995, S.613) Der Grossen Göttin in ihren Aspekten (s. unten) wurden bald Götter zugeordnet. Später wurde/n die Göttin/nen diesen als Ehefrau/en untergeordnet. Dazu trat ein Fülle weiterer neuer Göttinnen, die wiederum nur Teilaspekte der bereits dreifachen Göttin waren. Mary Daly nennt dies ‚Zerstückelung‘ (‚Gyn/Ökologie‘ 1991, siehe auch 4.5.1. und 4.5.3.). Die grossen Weltreligionen beendeten schliesslich diesen Prozess damit, dass sie die Göttin(nen) völlig "abschafften", indem sie Sie vermenschlichten oder ganz ignorierten. Als Ergebnis gebären Götter Menschen oder Göttinnen (Gott/Adam, Zeus/Athene), indem Frauen aus Rippen von Männern geformt werden oder gar dem Kopf entspringen, eine sprichwörtliche Kopfgeburt! Und Menschenfrauen gebären göttliche Söhne wie Maria, die ursprünglich Grosse Göttin Kleinasiens war (s.a. 4.6.1.). Diese (Un-Natur-)Wissen-Schaft, im wahrsten Sinne des Wortes, war nur durch erhebliche Glaubensanstrengungen seitens der Bevölkerung zur Religion geworden. Es ist wenig erstaunlich, dass diese Verdrehung biologischer Tatsachen als Religion mit allen Mitteln der Gewalt durchgesetzt wurde. Die Naturreligion, die sich von selbst erklärte, d.h. ohne Dogmen etc., wurde degradiert und verteufelt. Der (ursprüngliche) Hexenglaube wurde schliesslich zum Hexenwahn, der sich als Paradoxon zum Glauben von der Allmacht Gottes nur durch völlige Verdrehung der Köpfe durchsetzen konnte. In Märchen, in denen sich die älteren Mythologien erhalten haben, waren Hexen, Weise Frauen, Grossmütter, Stiefmütter, aber auch Mütter und Mädchen ursprünglich nicht böse, sondern Verkörperungen der Grossen Göttin in ihren 3 Aspekten (Mond-)Jung(e)frau, Mutter (aller Geschöpfe) und Jägerin, Zerstörerin oder Alte. Märchen, die die alte Religion verschlüsselt haben, sind z.B. Schneewittchen, Frau Holle, Die drei Spinnerinnen oder Baba Yaga und Wassilissa, die Wunderschöne. Diese Vorstellung von Trinität, wie sie z.B. im Christentum fortlebt, ist eine der ältesten religiösen Vorstellungen überhaupt, und hat ihren Ursprung im Mondkult. Die drei Phasen des Mondes, der in fast allen Sprachen weiblich ist, beeinflussen den Menstruationszyklus und wurden deshalb mit der Grossen Göttin gleichgesetzt und führten zur Erfindung des ersten Kalenders. (Marie E.P.König in: ‘Weib und Macht‘ 1979) Die heilige Zahl ‚Drei‘ taucht immer wieder in den frühesten Abbildungen der Grossen Göttin auf, sei es als Schossdreieck, Drei-Linie oder in der direkten Verdreifachung einer menschlichen Darstellung und gilt bis heute als besonders harmonisch. (dazu auch Barbara Walker zur Zahlensymbolik unter verschiedenen Stichworten in: ‚Das Geheime Wissen der Frauen‘ 1995) Interdisziplinäre Forschung In der vergleichenden Sprachwissenschaft
konzentrierten sich die Forschungen nicht nur auf die Gemeinsamkeiten der
indogermanischen Sprachen, sondern es wurde erkannt, dass weltweit allen
Sprachen ein gemeinsamer Silben- bzw. Wort-Schatz zugrunde liegt. Richard Fester
entwickelte dazu sein 6-Ur-Worte-Modell (BA, KALL, TAL, TAG, OS und ACQ). Diese
6 Worte entwickelten sich jeweils nach- und auseinander, und bildeten durch
Verknüpfung, Umdrehung, Verdopplung sowie durch Austausch von Buchstaben neue Wörter.
Dabei steht das erste, Ba, für ‚Mensch‘ und das zweite, Kall, für alles
runde oder ‚höhlige‘, welches in allen Sprachen allein das weibliche
Prinzip beschreibt. Ein vergleichbares Wort für das männliche Prinzip lässt
sich nicht nachweisen. Das Wort kall steckt in seinen Variationen nicht nur in Wörtern
wie Kalender, kalt (span. caldo warm) oder Hügel, Kelim und Horn sondern auch
in Namen von Ländern (z.B. Galizien, Portugal, Kalifornien), Städten (z.B. Köln,
Halle) und Gottheiten (z.B. Holle, Kali, Kybele und Gott, Allah). Die Worte
‚Welt‘, ‚Galaxis‘ und ‚All‘ sind ebenso kall-Wörter wie ‚Sonne‘
und ‚Mond‘. Dieses Protokoll der Sprache zeigt, dass gerade die Worte, die
heute Herrschaft und Macht ausdrücken, weiblich geprägt sind.
Selbst das kall-Wort ‚Mann‘ stand ursprünglich für Frau: ‚Im ursprünglichen Altnordischen bedeutete man ‚Frau‘(engl. woman). Das Wort für Mann war nicht man sondern wer, aus der Sanskrit-Wurzel vir, wie in wer-wulf, dem Wolfsmann. Bei den skandinavischen und anderen Stämmen Europas wurde mit Man der Mond, die Schöpferin aller Wesen, bezeichnet. Selbst im Rom der Kaiserzeit war Man oder Mana die Mutter aller manes oder Ahnengeister. Die Sanskrit-Wurzel man bedeutete ‚Mond‘ und ‚Weisheit’. und dies waren die beiden wichtigsten Attribute der Grossen Göttin.‘ (Aus: Barbara Walker 1995, S.652) Seit Beginn der Ethnologie waren die Frauen stets ein Thema, z.B. bei Lewis Henry Morgan, dessen Beschreibungen die TheoretikerInnen wie Marx, Engels, Bebel und Klara Zetkin als Belege für die Überwindbarkeit patriarchaler Strukturen nahmen und in ihr Modell der menschheitsgeschichtlichen Entwicklung einbauten. Nach dem ersten Weltkrieg tauchten Frauen vorwiegend unter den Aspekten Heirat und Familie auf oder sie wurden als abstrakte Kategorien in Verwandtschaftsstammbäumen oder Tauschsystemen erfasst. Frauen, so schien es, taten eher die uninteressanten und unwichtigen Dinge, während Männer alles dominierten, was für einen Wissenschaftler von Interesse sein konnte. (Susanne Schröter in: ‚Oya Kala Dao‘ 1995, S.13) Da die Ethnologen bei ihrer Erforschung stets die männlichen Mitglieder eines Volkes befragten, erhielten sie nicht nur die ausschliesslich männliche Sicht dieses Volkes, sondern auch den Eindruck, Männer wären überall dominierend, und projizierten damit westliche Verhältnisse auf die gesamte Welt. Die neue Sicht mit Beginn der siebziger Jahre führte zu wesentlich differenzierteren Ergebnissen, und machte darüber hinaus längst entdeckte, aber ignorierte matriarchale Völker bekannt.
Noch heute existieren überall auf der Welt Völker, die in reinem Matriarchat leben, z.B. die Mosuo (Abb. aus BRIGITTE 2/97), ein chinesisches Bergvolk oder die Trobriander, Trobriand Inseln/ Papua -Neuguinea. Viele Ethnologinnen beklagen sich, dass bei jeder Frage nach dem Sinn einer Handlung, den Ursprüngen eines Rituals oder ähnlichem die Frauen vorgaben, nichts zu wissen und an die Männer verwiesen ... Doch Männer gelten nicht nur als Spezialisten fürs Reden, sie besitzen auch noch die Zeit dazu. Während Frauen meist rund um die Uhr mit ihren Arbeiten beschäftigt sind und sich so manches Gespräch durch Kindergeschrei als unmöglich erweist, besitzen Männer spezielle Räume und ausreichend Musse, um dem weiblichen Gast alles in Ruhe zu erläutern. Zudem beherrschen Männer, die eine bessere Ausbildung genossen haben, meist die Verkehrssprache, die auch die Ethnologin gelernt hat und Frauen nur den lokalen Dialekt.‘ (Susanne Schröter, in: ‚Oya Kala Dao‘ 1995, S.14), Mit Beginn der Archäologie, aber vor allem seit der Entdeckung der ersten steinzeitlichen Frauenstatuetten, ist es möglich die Theorien der Matriarchatsforschung mit greifbaren Fakten zu beweisen. Es dauerte allerdings noch ein halbes Jahrhundert bis diese auch in diesen Kontext gestellt wurden. Frauenstatuetten galten bis dahin als Darstellungen eines vermeintlichen Schönheitsideals oder gar als Pornographie der Steinzeit. Die ersten Entdecker bezeichneten sie als hässlich, unförmig oder gar als Ausdruck mangelnden künstlerischen Verständnisses. Die häufige Bezeichnung Venus für diese Figurinen ist demnach eigentlich nur ironisch zu verstehen. Bald wurden sie als Fruchtbarkeitsidole bezeichnet, und legten damit den weiblichen Körper auf die Rolle der Gebärenden fest. Erst Urgeschichtsforscherinnen wie Marija Gimbutas und Marie E.P. König (s. 4.3.) entschlüsselten die religiöse und gesellschaftliche Bedeutung der Figurinen, die schliesslich nur selten schwanger und fast nie mit Kind dargestellt sind. Aus der Tatsache heraus, dass Religion eng an das Gesellschaftsystem gebunden ist und die Gottheiten einer Religion etwas darüber aussagen, wer in der Gesellschaft dominiert, ist es nur noch ein kleiner Schritt, zu entdecken, dass die fast ausschliesslich weiblichen Figurinen der Steinzeit ein Beleg für die weibliche Dominanz in dieser Zeit sind. In der Sozial- und Kulturanthropologie beschäftigen sich ForscherInnen mit der Frage, ob und wann Frauen auf rollenspezifische Tätigkeiten festgelegt wurden bzw. wie ihr Alltag in urgeschichtlicher Zeit aussah, und liefern damit der Geschlechterforschung Material. So galt lange Zeit das Jagen als rein männliche Domäne und das Sammeln als weibliche. Vergleiche der ethnologischen und archäologischen Befunde unter Berücksichtigung der biologischen Unterschiede bei Frau und Mann ergaben nicht nur, dass Frauen, wie die Männer, zur Jagd fähig sind, sondern auch, dass sie es tatsächlich taten und beispielsweise bei den Eskimo Sibiriens oder EuropäerInnen heute noch tun. Selbst Frauen, die ein Baby mit sich tragen, sind als jagend belegt ! (Sibylle Kästner in: ‚Frauen Zeiten Spuren‘ 1998, S.200) Nachdem zahllose Skelettfunde mit Grabbeigaben, die der Jagd dienen konnten, stets als männlich eingestuft wurden, erwiesen sich viele erst nach anthropologischer Untersuchung als eindeutig weiblich. Derartige Untersuchungen galten lange als überflüssig. Eng damit in Zusammenhang steht die Frage nach der Ernährung des Menschen und welchen Anteil dabei jeweils Gesammeltes oder Jagdbeute haben. Galt das Jagen lange als die wichtigste Art der Nahrungsbeschaffung sowohl bei Naturvölkern als auch den frühen Menschen, ist nun klar, das lediglich ca. 20% der Nahrung aus Fleisch bestanden und manchmal sogar Fleisch nur ausnahmsweise verzehrt wurde. Bei den frühen Hominiden ist sogar das Sammeln von Aas, bzw. das Aushöhlen liegengelassener Knochen die einzige Möglichkeit gewesen, an tierisches Eiweiss in grösseren Mengen heranzukommen, wobei auch schon hier die pflanzliche Ernährung im Vordergrund stand. Schliesslich lassen Untersuchungen an Skelettfunden auf Ernährungsweise, Erkrankungen sowie die Art der Arbeitsbelastung schliessen. Letzteres ist vor allem für Funde aus der Zeit des beginnenden Ackerbaus interessant. Hier finden sich besonders häufig Spuren einseitiger Tätigkeit, die Missbildungen aber auch Krankheiten zur Folge hat. Damit sind Rückschlüsse auf den Arbeitsalltag möglich. (dazu siehe: ‚Weib und Macht‘ 1979 und ‚Frauen Zeiten Spuren‘ 1998 und Theya Molleson in: Spektrum der Wissenschaft, 10/94) Geschlechterforschung In den siebziger Jahren hat sich ein neuer Zweig gebildet, der früher Frauenforschung genannt wurde, und jetzt immer häufiger unter der Bezeichnung Geschlechterforschung, resp. Gender-Studies in englisch-sprachigen Ländern zu finden ist. Das zunächst auf Frauenfragen spezialisierte Forschungsgebiet hat sich in den achtziger Jahren in egalitäre Richtung entwickelt, dadurch dass dieser neue Name diesen Bereich auch Männern zugänglich machte, und dass Gelder zunehmend für reine Frauenprojekte nicht mehr zur Verfügung gestellt wurden. Untersuchungen zu gender (Definition s. unten) werden vor allem in Archäologie, Ethnologie, Ethnographie, Geschichte, Soziologie etc. in die Forschung einbezogen. Gender bezeichnet ein komplexes, aus mehreren Einzelkomponenten bestehendes soziales Phänomen. Es beschreibt sowohl die gesellschaftlichen Erwartungen als auch die Verhaltensweisen und das Selbstverständnis von Personen in bezug auf ihr Geschlecht. Unter gender werden beispielsweise Geschlechterrolle, -identität, -varianz, -zuordnung, -status, und -ideologie zusammengefasst.‘ (Brandt, Owen, Röder in: ‚Frauen Zeiten Spuren‘ 1998, S.19) Die kurze Übersetzung lautet soziales Geschlecht. Konkret bedeutet das für viele Funde, dass alle sie betreffenden kulturell bedingten Sehgewohnheiten, die von Rollenklischees gekennzeichnet sind, analysiert und dann ausgeklammert werden. Ein gutes Beispiel liefern nicht nur Grabbeigaben, sondern auch die bereits erwähnten ‚Frauen-Figurinen‘: ‚Nach dem heutigen Stand der Forschung gelten die menschengestaltigen Kleinplastiken aus den ersten Jahrtausenden der künstlerischen Entwicklung als überwiegend weiblich. Auch solche ohne explizite Geschlechtsmerkmale werden als Frauenfiguren gedeutet.‘ (Bosinski und Fischer 1974, aus: Gabriele Meixner 1994, S.48) Daraus entbrannte die sogenannte Gender-Debatte, in deren Zuge Geschlechtszuordnungen, die dem gängigen Klischee entgegenlaufen, ‚vermehrt angezweifelt werden‚ oft allerdings in Unkenntnis des Fundmaterials.‘ Untersuchungen zum sozialen Geschlecht werden auch in Çatal Höyük gemacht, wo Naomi Hamilton ‚in Figurinen sowie Begräbnisriten und Grabbeigaben ein Potenzial sieht, Haltungen zu (gender, A.d.V.) und die Konstruktion von gender zu beleuchten‘. Sie hat festgestellt, dass einige Gräber die Geschlechtergrenzen, wie sie bislang über Grabbeigaben definiert wurden, überschreiten und schreibt dazu: ‚Wenn dies durch die aktuelle Grabung bestätigt wird, könnte das bedeuten, dass gender noch nicht endgültig etabliert und fliessend war oder dass mehr als zwei Geschlechter in Çatal Höyük existierten, d. h. das soziale Geschlecht nicht strikt nach dem biologischen Geschlecht definiert war. Es ist auch denkbar, dass unsere Arbeit aufzeigt, dass Grabbeigaben nicht geschlechtsspezifisch waren, was allerdings auch wieder andere Geschlechterstrukturierungen voraussetzen könnte, als wir sie heute kennen.‘(aus: CD-ROM Çatal Höyük) Urgeschichtsforschung Vor allem feministische Forscherinnen legen Wert auf die Bezeichnung Urgeschichtsforschung anstatt Vor- und Frühgeschichtsforschung. Letztere taucht auch in Neuerscheinungen wissenschaftlicher Literatur immer noch auf, so auch als Stichwort im Lexikon, wo Urgeschichte lediglich als andere mögliche Bezeichnung aufgeführt ist: Die Vorgeschichte ist die Geschichte der Menschheit von den Anfängen bis zum Einsetzen schriftlicher Quellen. (aus: Brockhaus Enzyklopädie 1994) Diese Begriffsunterscheidung ist wichtig, weil bereits der Name dieser Forschungsrichtung den Gegenstand seiner Erforschung wertet. Der Begriff Vor- und Frühgeschichte stellt den grössten Teil der Menschheitsgeschichte als ‚noch nicht richtige Geschichte‘ dar. Diese Lesart hat ihre Tradition im griechischen Geschichtsbild, das vor die Zeit ab 800 v.u.Z. die ‚Dunkle Zeit‘ setzt. Diese ist die gesamte matriarchale Zeit, die dennoch wie die Historie echte Geschichte ist. Der Begriff Urgeschichte beginnt sich in der Forschung überall durchzusetzen, erst nachdem Forscherinnen darauf aufmerksam machten. Urgeschichtsforschung ist nicht mit Matriarchatsforschung identisch. Feministische Urgeschichtsforschung ist immer Matriarchatsforschung. Matriarchatsforschung hingegen ist nicht immer feministisch. Lebenswerke 4.4.1. Marija Gimbutas (1921-1994) Marija Gimbutas, Professorin für Archäologie an der Universität von Kalifornien, Los Angeles erreichte in der gesamten archäologischen Fachwelt durch ihr Lebenswerk Berühmtheit. Die Bedeutung ihrer Arbeiten wird z. B. mit der Entzifferung der Hieroglyphen verglichen oder mit den Ausgrabungen von Troja (J. Campbell/A. Montagu, aus einem Prospekt von Zweitausendeins, 1997), dementsprechend häufig wird sie zitiert. Sie prägte den Begriff ‚Altes Europa‘, mit dem sie die Jungsteinzeit vor den Indoeuropäern meinte. Dabei hat sie die enge Verbindung der Kultur Südost-Europas mit der Kleinasiens herausgearbeitet. Marija Gimbutas hat als bisher einzige den Versuch unternommen, die erste Schrift der Menschheit, gefunden bei der Vinca-Kultur, zu analysieren, und hat sie mit der von ihr ‚Sprache der Göttin‘ genannten Symbolschrift Alt-Europas verglichen. Letztere ist damit als Vorläuferin der echten Schrift, wie sie in Vinca vorliegt, identifiziert. (s.a. Fussnote 7) Ihr gelang es, den Nachweis zu führen, dass Muster auf, aber auch Formen von Keramiken, Figurinen und Wandbildern symbolischen Charakter haben und Bestandteil des sprachlichen Ausdrucks der Weltreligion der Grossen Göttin sind. Ihr gelungener Versuch einer Rekonstruktion der steinzeitlichen Religion, veröffentlicht z.B. in den Werken ‚Die Sprache der Göttin‘ und ‚Die Zivilisation der Göttin‘‚ straft diejenigen zahlreichen ForscherInnen Lügen, die immer noch behaupten, dass es kaum oder überhaupt keinerlei Erkenntnisse über diese Religion geben könne, ja, dass es sogar unseriös wäre, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Ihre Arbeiten sind für die Deutung der Bildwerke Çatal Höyüks von grösster Bedeutung, welche sie stets in ihre Untersuchungen einbezog. Ian Hodder greift sie posthum in seinen Erläuterungen zur sogenannten ‚Muttergöttin‘ Çatal Höyüks auf CD-ROM an, wo er durch gezieltes Weglassen von Informationen bei den LeserInnen den Eindruck hinterlässt, dass die Erkenntnis von der Existenz des Matriarchats eher als zweifelhaft, ja sogar als exotische Esoterik zu gelten hat. So behauptet er, ohne einen Gegenbeweis zu erbringen, dass es nicht stimme, dass die meisten Figurinen von Çatal Höyük weiblich sind, wie es Marija Gimbutas festgestellt hat. Er verschliesst damit nicht nur in ignoranter Weise die Augen vor den Tatsachen, sondern ignoriert auch die Untersuchungen zu Gender, denen sich sogar Naomi Hamilton, als Mitglied ‚seines‘ Forschungsteams widmet. Marie E.P.König (1899–1988) Marie E.P.König erforschte die Kulthöhlen Frankreichs vor Ort, und entdeckte dort die ältesten Spuren des steinzeitlichen Weltbildes. Dabei waren es nicht nur die berühmten Höhlen von Pech Merle oder Lascaux, deren Tierdarstellungen sie als Metapher für das weibliche Prinzip erkannt hat, sondern vor allem die weitgehend unbekannten und schwer erreichbaren Höhlen im Wald von Fontainebleau, in denen sie u.a. zum ersten Mal die Vulva-Symbolik in den von Menschen in den Fels gehauenen Zeichen erkannte und die Netzmuster und Linien, die dort ganze Wände und Böden überziehen als ersten Ausdruck einer Vorstellung von den Himmelsrichtungen deutete. Sie war es auch, die den Zusammenhang des Mondkultes mit der Stier-Symbolik erklärte. Marie König ist zwar in der feministischen Forschungswelt anerkannt, wird aber in der übrigen Fachwelt namentlich ignoriert, da sie ‚nur‘ Autodidaktin war. (Bemerkenswert ist dabei, dass sie erst mit 50 Jahren, nach dem Auszug der Kinder, begann, auf eigene Faust die Dinge zu erforschen, die sie seit ihrer Kindheit beschäftigten.) Dennoch haben sich ihre Erkenntnisse, die sie in zahlreichen Büchern veröffentlichte, ‚herumgesprochen‘ und sind wie selbstverständlich in die Deutungsversuche anerkannter ForscherInnen eingeflossen. Dies betrifft vor allem ihre Arbeiten zur Vulva-Symbolik, die mittlerweile fester Bestandteil von Deutungsspektren geworden ist, wie sie auch von James Mellaart (s. 3.3.1.) auf die in Çatal Höyük gefundenen Bildwerke angewendet wird. Marie E.P.König hat wie Marija Gimbutas stets darauf wert gelegt, nicht als Matriarchatsforscherin, sondern als Urgeschichtsforscherin bezeichnet zu werden. Beide bezeichneten sich ausdrücklich nicht als Feministinnen. Trotz dieser Übereinstimmung lehnte Marija Gimbutas die Arbeit Marie E.P.Königs ab. (aus: Birgitta M. Schulte 1995) Ursachen für den Untergang des Matriarchats Ackerbau und Fruchtbarkeit ? Mit dem Aufkommen des Ackerbaus änderten sich Ernährung und Arbeitsalltag erheblich. Ob daraus der Wandel zum Patriarchat erklärt werden kann, wie es immer wieder versucht wird, ist jedoch umstritten. MatriarchatsforscherInnen vertreten vereinzelt die Auffassung, dass die Erfindung des Ackerbaus eine Stärkung der männlichen Position und ein Anwachsen der Bevölkerungszahl zur Deckung des Bedarfs an Arbeitskräften mit sich brachte. Doris F. Jonas schreibt hierfür beispielhaft: "...Bei dieser radikalen Veränderung der Bräuche und der daraus folgenden grösseren Gruppendichte - wodurch wiederum das Aggressionspotenzial der Männer ansteigt - werden dann die Männer mehr und mehr in die Zentren des sozialen Lebens gezogen. Sie werden zunehmend wichtiger. Ihre zusätzliche Arbeitskraft ist eine starke Kraft, und so haben sie zunächst ihren Platz in der Gruppe, bis sie schliesslich das Kommando gerade dort übernehmen, wo sich vorher eine rein weibliche Domäne etabliert hatte: bei der Versorgung mit pflanzlicher Nahrung." (aus: ‚Weib und Macht‘ 1979, S.191) Diese Theorie impliziert männlichen Machismus, und lässt die Frage offen, warum Frauen ihre Domäne scheinbar wie selbstverständlich abgegeben haben, Frauen, die sich ihrer selbst und ihrer Stärke doch eigentlich bewusst waren. Bei Untersuchungen an Skelettfunden der mitteleuropäischen bandkeramischen Kultur (ca. 5500-5000 v.u.Z.). wurden vor allem bei den Frauen an den Knochen ungewöhnlich stark ausgeprägte Muskelmarken entdeckt, die auf allerschwerste körperliche Arbeit schliessen lassen sowie bei beiden Geschlechtern Spuren von Mangelernährung infolge einseitiger Nahrung oder Hunger infolge von Missernten. (aus: Brigitte Röder in: ‘Frauen Zeiten Spuren‘ 1998) Derartig harte Lebensbedingungen haben offenbar in Kleinasien, dem Ursprung des Ackerbaus, nicht geherrscht. MatriarchatsforscherInnen der neueren Generation vermuten nicht nur deshalb noch für die frühe Zeit des Ackerbaus ein Matriarchat. Frauen gelten nicht nur im allgemeinen als die Erfinderinnen des Ackerbaus, sondern standen auch nachweislich im Mittelpunkt des Kultes der Grossen Göttin, der in der traditionellen Sicht fälschlicherweise Fruchtbarkeitskult genannt wird. Da eine Fruchtbarkeitsreligion allein keine Antworten auf existenzielle Fragen von Leben und Tod gibt, kann das Bitten um Fruchtbarkeit der Felder allenfalls ein Nebenaspekt der neolithischen Religion gewesen sein. Der Wunsch nach möglichst vielen Kindern ist noch weniger beweisbar, da Frauenstatuetten fast nie mit Kind und überhaupt nicht mit mehreren Kindern abgebildet sind. Wie Marija Gimbutas nachgewiesen hat, war das weibliche Prinzip eben nicht auf Reproduktion reduziert, sondern war der Ausdruck der drei Aspekte des Daseins, Leben, Tod und Wiedergeburt, also eines zyklischen Geschehens, welches durch die dreifache Göttin in ihren Erscheinungsformen repräsentiert wird. Die Archäologin Brigitte Röder versucht, diese Theorien unter Zuhilfenahme der o. g. Befunde zu entkräften. Sie sieht in diesen Tatsachen und der, dass Frauen der Bandkeramik (ca. 5500-4500 v.u.Z.) wesentlich seltener reich und selten auf speziellen Friedhöfen bestattet wurden, den Beweis, dass es ein Matriarchat zur Zeit der Bandkeramik, die die älteste bäuerliche Kultur Mitteleuropas ist, nicht gegeben hat, sondern vielmehr, dass sich Männer-dominierte Führungsschichten herausbildeten. Die harte, lebenswichtige Arbeit der Frauen, die als Erfinderinnen der Landwirtschaft gelten, hätte ihnen selbst offenbar keine Vorteile mehr eingebracht. Diese plausible Beweisführung erweckt jedoch leider bei den LeserInnen den Eindruck, Matriarchat wäre für Ackerbaukulturen oder gar generell nicht vorstellbar. Dabei sprechen die alt- und mittelsteinzeitlichen Funde sowie die Funde SO-Europas aber vor allem Kleinasiens, insbesondere die von Çatal Höyük und Hacilar sowie noch heute existierende Matriarchate eine deutlich andere Sprache! In Çatal Höyük fanden sich weder Spuren von Überarbeitung noch von Hunger. Allenfalls sind erste Zivilisationskrankheiten nachweisbar. Die Frauen wurden zusammen mit ihrer Kindern an der wichtigsten Stelle im Haus bestattet. Grabbeigaben waren grundsätzlich selten, aber bei Frauen fast ausnahmslos reicher. Resümee Hier wird einmal mehr deutlich, welch überragende Bedeutung Çatal Höyük für die Matriarchatsforschung hat. Diese Stadt ist der sichtbare Beweis, dass Ackerbau und Matriarchat sich nicht ausschliessen und eine effektive Landwirtschaft bzw. Arbeitsteilung sowie Wohlstand und Luxus auch ohne die Strukturen des Patriarchats (z.B. Gewaltenteilung) möglich waren. Sonja Rüttner-Cova schreibt: ‚... Die Herstellung der heiligen Speisen (Brot und Bier, A.d.V.) galt als Ehrenaufgabe der Hausfrau, auf matriarchaler Kulturstufe war sie eine religiöse Handlung. Die heiligen Bereiche der Göttin auf den Alltag übertragen, deuten an, dass die Frau in ihrer Tätigkeit auch gleichzeitig Priesterin, d.h. Dienerin der Göttin war. Auf einer kulturell differenzierten, matriarchalen Entwicklungsstufe - Bachofen bezeichnet sie als demetrische Stufe – ist auch der Mann durch seine ackerbauliche Tätigkeit Diener und Priester der Göttin geworden. Dass auf dieser Kulturstufe Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann herrschte, kann nie genug betont werden, da unter Matriarchat oft das umgekehrte Patriarchat verstanden wird.‘(aus: ‚Frau Holle, die gestürzte Göttin‘, München, Basel 1998, S.121) Patriarchale Eroberer aus dem Osten ? Marija Gimbutas vertrat die Ansicht, dass die matriarchale Gesellschaftsform in Alt-Europa mit der Indoeuropäisierung ab ca. 4500 v.u.Z. unterging. Sie bezeichnete die frühen IndoeuropäerInnen als Kurganvölker, benannt nach den für sie typischen Hügelgräbern, die in Russland Kurgane heissen. Die von ihnen zuerst domestizierten Pferde ermöglichten diesen nomadischen Hirtenvölkern nicht nur eine schnelle Einwanderung aus dem Osten, vermutlich vom Kaspischen Meer, der Wolgasteppe und dem Ural, sondern bedeuteten auch eine kriegerische Überlegenheit gegenüber den friedliebenden alt-europäischen Ureinwohnerinnen. Diese These ist jedoch umstritten. Natalia Polosmak vom Institut für Archäologie und Ethnologie der Akademie der Wissenschaften in Moskau sieht in dem 1996 in Sibirien gefunden Kurgan-Grab einer Schamanin der Pazyryk-Kultur den Gegenbeweis dafür. Die etwa 23-jährige Frau war geschmückt mit Tätowierungen in ‚Sonnenhirsch-Symbolik‘. Sechs goldbelegte Pferdegerippe und reiche Grabbeigaben weisen sie als ‚Priesterin der Sippe mit königlichem Status‘ aus. Dieses Kurgan-Grab zusammen mit einem anderen eines Kriegers, der mit gleicher Symbolik bestattet war, sprächen für eine Ausgewogenheit der Geschlechterrollen mit einer ‚frauenzentrierten Religion‘. Dieser Fund reicht meines Erachtens nicht aus, Marija Gimbutas‘ These zu widerlegen, da hier eine Verallgemeinerung eines für ein einzelnes Volk belegten Gesellschaftssystems vorliegt. Allerdings haben nachweislich auch die späteren Skythen und Sarmaten eine weiblich dominierte Religion gehabt, und das Volk der Amazonen, ebenfalls ein skythisches Reitervolk aus dem Osten, ist rein matriarchal gewesen. Männliches Selbst-Bewusstsein und Theologie ? Es ist denkbar, dass die matriarchale Struktur ackerbäuerlicher Gesellschaften im Zuge der Ausbreitung von Kleinasien über Europa allmählich durch eine patriarchale ersetzt wurde. Sie sieht in einer Höhlenzeichnung, die vielleicht von einem Mann gezeichnet wurde und eine Selbstkopulation von Genitalien zeigt, in der Verbindung mit den umliegenden Tierbildern die Überwindung der weiblichen Macht der Regeneration. Sie schliesst daraus auf absolute Überlegenheit des männlichen Prinzips in dieser Abbildung. (in: ‚Weib und Macht‘ S.188) Ob sich die Männer im Matriarchat vielleicht doch unterdrückt und machtlos fühlen oder ob einzelne kriegerische Männergruppen die zufrieden lebenden und friedlich gesinnten Männer zum Umdenken zwangen, kann letztlich nicht geklärt werden. Sonja Rüttner-Cova sieht den Untergang des Matriarchates zum einen als Ergebnis der entgültigen Spaltung (Zerstückelung, Daly) der Grossen Göttin in ihre Aspekte: ‚Da dem Alltag in Haus und Feld sakrale Bedeutung zukam, scheint sich mit dem Tempel- und Kirchenbau eine Wende anzubahnen. War früher jedes Haus, jeder Naturort eine heilige Stätte göttlicher Kraft, an der alle Lebewesen unterschiedslos partizipieren konnten, so begann mit dem Tempelbau eine Aufgliederung, die neue Hierarchien mit sich brachte und langsam die Spaltung des ganzheitlichen Religionsverständnisses bewirkte. Ich meine, dass mit dem Tempelbau der Grundstein zur patriarchalen Gesellschaftsform gelegt wurde, (...).‘ Nachvollziehbar wird dies im hier später nachfolgenden am Beispiel der phrygischen Göttin Kybele. (in 4.5.2, Sonja Rüttner-Cova 1998, S.121, H.v.d.V.) Zum anderen stellt sie fest: ‚Mit dem Wissen, dass der Mann als Samenspender am Zeugungsakt beteiligt ist, wurde die Vorstellung von der Jungfernzeugung hinfällig. Diese neue Erkenntnis schmälerte mit der Zeit die Stellung der Göttin und die der Frau.‘ (Sonja Rüttner-Cova 1998, S.138) Dieser Denkprozess setzte wahrscheinlich jedoch schon vor der Jungsteinzeit ein. ‚Der neue Gott, der Manngott, sollte als Heilmittel gegen die Kränkungen aus dem psychischen Matriarchat wirken. Doch gegen das weiterhin wirksame psychische Matriarchat, das seit je verdrängt und bekämpft wird, mussten fortwährend neue und rigidere Abwehren angewendet werden.‘ (Sonja Rüttner-Cova 1998, S.138) Matriarchat heute Psychisches Matriarchat Wie Sonja Rüttner-Cova entdeckt hat, lebt das Matriarchat in uns allen, Frauen wie Männern, als ‚psychisches Matriarchat‘ fort: ‚Es umfasst die lebensgeschichtlich bedingte Entwicklungsstufe des Menschen, wo Mutterumwelt alle Macht und Ohnmacht bedeutet. Die ersten äusseren Gesetze, Forderungen und Strafen erlebt das Kind normalerweise in einem Mutterumfeld. Unbewusste seelische Reaktionen auf die Erfahrungen, die in dieser Lebensphase gesammelt werden, prägen teilweise die Ichentwicklung eines Individuums. Jede Gesellschaftsform zeigt Spuren des psychischen Matriarchats. (1998, S.130) Meist ist die unterdrückte Frau und Mutter nur für das kleine Kind eine omnipotente Gestalt. Bald einmal nehmen Kinder wahr, dass die Mutter dem Vater zudient, dass oberflächlich und nach aussen der Vater die Gesetze der Familie bestimmt. ... Diese schizophrenogene Familiensituation fördert Konflikte aus dem psychischen Matriarchat.‘ (1998, S.140) Sie stellt fest: ‚Die ganzheitliche Göttin war für Frau und Mann ein Schutz gegen die Folgen des psychischen Matriarchates. (1998, S.138) Unter dem Patriarchat fehle dieser Schutz vor allem bei den Männern: ‚Die unverarbeiteten, meist unbewussten Kränkungen aus dem psychischen Matriarchat fixieren den Patriarchen (positiv durchlebtes psych. Matriarchat, A.d.V.) auf Besitz, auf Habmacht, auf den Intellekt, den Matriarchen (negativ durchlebtes psych. Matriarchat) auf Spaltung, Gefühlswelt und Seinsmacht. Da beide Muster der Muttermacht entgegenwirken, unbewusste Erinnerungen an alte Kränkungen verdrängen und gemeinsam stark machen, sind Spaltung und Besitzdenken zu allgemeinen Fundamenten der patriarchalen Gesellschaft geworden.‘ (1998, S.137) Die Religion der Grossen Göttin in unserer Zeit Die Religion der Göttin, die von den grossen Kirchen als Sektiererei verunglimpft wird, erlebt derzeit z.B. im englischen Wicca-Kult eine Renaissance und ist auch ein philosophischer Ansatz. Im Ökofeminismus ist eine weiblich orientierte Religiösität Bestandteil des alltäglichen Lebens, da das Anerkennen der Natur als heilige Materie Grundlage für einen besseren Umgang mit ihr ist. Nicht die Natur Untertan machen, sondern mit ihr leben ist das Ziel. Die Rückeroberung der Heiligkeit des Weiblichen soll die Position der Frau in der Gesellschaft derart stärken, dass Männer weibliche Grenzen nicht mehr ungefragt überschreiten. Çatal Höyük besitzt genau wie die Monumente der Megalithkultur Alt-Europas, z.B. Stonehenge, grosse Bedeutung für diese facettenreiche Bewegung. Deshalb besuchen zahlreiche Frauen-Reisegruppen diesen Ort. Ian Hodder berichtet über ‚Busladungen von Leuten auf ‚Goddess Tours‘, die sich für die spirituelle Verbindung mit dem Ort interessieren, die vielleicht gekommen sind um zu beten, oder die Teil einer New-Age-, ökofeministischen oder Gaia-Bewegung sind.‘ (CD-ROM Çatal Höyük) Im Internet ist seit kurzem eine E-mail-Diskussion mit ihm und Anita Louise von der amerikanischen Goddess community zu finden. Eine der Wegbereiterinnen dieser Renaissance ist Mary Daly (Professorin für Philosophie am Boston College of Theology). Mary Daly erklärt den in der Mythengeschichte nachweisbaren Entwicklungsprozess vom Matriarchat hin zum Patriarchat. Die Religion der Göttin, wie sie heute wieder gelebt wird, nimmt sie kritisch unter die Lupe und warnt vor einer schlichten Nachahmung des Althergebrachten mit femininem Vorzeichen. Dazu entwickelte sie eine Sensibilität für die Sprache, um sie von Sexismen zu befreien, mit dem Ziel ein Bewusstsein für die Mechanismen der patriarchalen Gesellschaft zu schaffen. (...) Ich tue das, weil Gott für die Nekrophilie des Patriarchats steht, während Göttin das Lebendiges-liebende Sei-en von Frauen und Natur bestätigt. (...) ‚Es geht in diesem Buch jedoch nicht darum, diese Begriffe einfach durch andere zu ersetzen. Die Versuchung/Falle, einfach nur andere Etikettierungen zu finden, hält uns vom Spinnen ab. Vorstellungen von der Göttin können echt und ermutigend sein, doch vergegenständlichte, objektivierte Bilder von "Der Göttin" können lediglich ein Ersatz für "Gott" sein, nämlich dann, wenn sie nicht vermitteln, dass Sei-en ein Tätigkeitswort ist, und Sie viele Tätigkeitsworte bedeutet. Einen Begriff wie Frauen-identifiziert statt androgyn zu gebrauchen, ist ein unermesslicher qualitativer Sprung (...).‘ (Mary Daly 1980, S.12 f) Sie hat so deutlich wie schmerzlich und wie keine vor ihr das Wesen und die Strategien des Patriarchates analysiert. Sie schreibt mit einem ihrer Kernsätze: ‚ (...) Und, wie Virginia Woolf es gesehen hat: Die auf den Tod ausgerichteten militärischen Prozessionen spiegeln die wahre Zielrichtung des gesamten Szenariums, welches ein Leichenzug ist, der alle Formen des Lebens verschlingt. Gott der Vater verlangt das totale Opfer/die totale Zerstörung. Die vorherrschende Religion auf dem gesamten Planeten ist das Patriarchat als solches, und seine eigentliche Botschaft ist die Nekrophilie. Alle sogenannten Religionen, die das Patriarchat legitimieren, sind lediglich Sekten, die unter seinem riesigen Schirm/Baldachin zusammengefasst sind. Trotz aller Unterschiede sind sie im Prinzip alle gleich. Alle – von Buddhismus und Hinduismus zum Islam, Judaismus, Christentum, bis zu so säkulären abgeleiteten Formen wie Freudianismus, Jungianismus, Marxismus und Maoismus – sind Infrastrukturen des Gebäudes Patriarchat.‘ (aus: Mary Daly 1980, S.61) Die Spuren der Grossen Göttin von Çatal
Mythen Im antiken Phrygien, dem heutigen Anatolien,
war Kybele die oberste Stadt-Göttin. Sie trug eine Mauerkrone als Zeichen ihrer
Würde auf dem Kopf (Abb.). Hier waren ihre Attribute Löwe, Spiegel und
Granatapfel. (aus: Brockhaus Enzyklopädie,1990)
Kubaba: nach Merlin Stone sumerische Königin, die sich selbst als ‚Bier-Frau‘ in die sumerische Königsliste eintrug (aus: Anita Louise auf der Homepage des ‚Female Empowerment Ring‘, vgl. 4.5.1.1.) Kybele wurde vor allem in Höhlenheiligtümern verehrt, die auch Hochzeitskammern genannt wurden, wie die pastos von Eleusis. Der alexandrinische Dichter Nikander nannte sie nach der kretischen Göttin Rhea Rhea Lobrina, Göttin der heiligen Höhlen, latinisiert war sie Sibylle. Die Kreter jener Zeit glaubten, dass alles Leben aus Rheas Gebärmutterhöhle auf dem Berg Dikte entsprungen sei, woher sich auch die E-dikte ihres heiligen Gesetzes herleiten. (aus: Barbara Walker 1995, S.404) Bis zum 20. Jahrhundert fand ihre geheime Verehrung auf den wilden Berggipfeln Anatoliens statt. Ihre Riten umfassten ursprüngliche Bräuche der Religion Anatoliens, von denen einige trotz Christentum und Islam bis zum heutigen Tag überlebt haben. ‚Die Einwohner der Halbinsel trafen sich wie die Kizil-Bash Bauern von heute auf den Berggipfeln, die mit Wäldern bedeckt waren, die noch keine Axt entweiht hatte, und zelebrierten ihre Festtage.‘ (aus: Barbara Walker 1995, S.100) Eine deutliche Parallele zu den anatolischen Bergmysterien zeigt ein Motiv auf dem Kelim aus der Giresun-Region (Abb.), das ‚Die Göttin auf dem Berg‘ genannt wird und auch auf Teppichen aus anderen Regionen zu finden ist. (Mellaart, Hirsch, Balpinar 1989, S.80, s.a. 3.3.1.) Dieses Bild von der (Gebärmutter-) Höhle der Göttin auf dem Berg wiederholt sich, wie ich meine, in einmaliger Weise auf dem Tell von Çatal. Jedes Haus war eine Höhle, ausgestattet mit den Bildern von Geburt, Leben und Tod, angemalt in der roten Farbe des Blutes. Das Leben der BewohnerInnen von Çatal war eine einzige Kulthandlung, die irgendwelche Riten eigentlich überflüssig sein liess. Sonja Rüttner-Cova schreibt: ‚Im naturreligiösen Denken besteht keine Spaltung zwischen religiöser und alltäglicher Handlung.‘ Riten sind in der Regel Nachahmungen von mythischen Bildern, aber möglicherweise waren manche Riten späterer Zeit nur Nachahmungen der einmal in Çatal gelebten Wirklichkeit, als der Alltag selbst noch heilig war und die Menschen mit ihrer Umgebung eins waren. Variationen des Namens der Kybele - Kubaba, Kuba, Kube - wurden mit der Kaaba in Mekka in Verbindung gebracht, einem ‚Kubus‘, Würfel meteoritischen Ursprungs, der das Symbol der Göttin trug und einst als das Alte Weib bezeichnet worden war. Priester der Kaaba gelten immer noch als ‚Söhne der Greisin‘. Ein anderer Name der Kybele war Antaea, mit dem sie mythische Mutter des Riesen Antaeus war, der solange unbesiegbar blieb, wie seine Füsse zum Leib seiner Mutter, der Erde, Kontakt hatten. (aus: Barbara Walker 1995, S.503 u. 593 f) Als die hethitische Kubaba waren ihre Attribute Vogel, Löwe und Stier (siehe 3.2.5.). Kybele, die in Form eines schwarzen Meteoriten (siehe Kaaba) im Jahre 204 v.u.Z. vom phrygischen Hauptkultort Pessinus nach Rom gebracht wurde, erschien den RömerInnen als so mächtig, dass sie sie als Magna Mater in den GöttInnen-Kanon aufnahmen. Sie trug hier einen Schleier und ein Tympanon (Abb. oben, griech. Handpauke, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Giebelfeld in der Baukunst) und wurde von dem Vegetationsgott Attis, der eine phrygische Mütze (Abb.) trug, begleitet. Ihr zu Ehren wurden Stiermysterien (Taurobolien) und Bockmysterien (Kriobolien, krios [griech.] Bock, s. in: Religio Romana: Kriophoros, der Bockträger (Hermes)) gefeiert (4.-10. April), bei denen Taufen mit Stier- oder Widderblut vollzogen wurden. Der Meterorit wurde in Wasser gebadet. Mit dem Bad im Wasser, hier als männliches Prinzip, wurde die Heilige Hochzeit (siehe 3.2.3.) symbolisch nachgeahmt. Bei den im ummauerten Tempelbezirk (siehe 4.5.1.) stattfindenden orgiastischen Kultfeiern verstümmelten sich Priester selbst, begründet durch das Schicksal des Attis. (aus: Barbara Walker 1995, S.593 f und Brockhaus Enzyklopädie,1990 und
In Çatal Höyük findet sich immer wieder die Abbildung der neolithischen Doppelgöttin, die in Mythen wie der griechischen Demeter und Kore oder der hethitischen Ninatta und Kulitta fortlebte. James Mellaart schreibt 1989 immer noch dazu: ‚Die Ideen, die ihnen zugrunde liegen, sind nicht klar.‘ (Übersetzung aus: Gabriele Meixner 1994.) Davon, ob dies wirklich so ist oder nicht, kann sich mein/e LeserIn in der von mir vorgeschlagenen Literatur überzeugen. Andere Namen der anatolischen Göttin, und vielleicht auch der Grossen Göttin von Çatal, waren Hannahanna, Hebat(e) oder Hepat, Danu, Ma (Grosse Göttin von Comana), Maliya (SO-Anatolien, in ihrer Verdoppelung Maliyanni) und Maria. Letztere beweist den Einfluss der kleinasiatischen Religion (vielleicht der von Çatal ?) bis heute und bis zu uns!
Der seltsam anmutende Anzug des Attis ist meiner Ansicht nach voller Vulva-Symbolik, sowohl die geknöpfte Öffnung, die den Anzug von oben bis unten durchzieht, als auch die grosse Öffnung im Bauchbereich. (s.a. 3.3.2.)
Der Spiegel als Attribut der Göttin taucht in den Mythologien und Glaubensvorstellungen Asiens bis heute auf. In Europa hat der Aberglaube, das Zerbrechen eines Spiegel bringe sieben Jahre Unglück, ebenfalls seinen Ursprung im Altertum. Barbara Walker schreibt hierzu: ‚Die Menschen des Altertums sprachen jeder reflektierenden Oberfläche, ob fest oder flüssig, geheimnisvolle Kräfte zu, denn sie hielten das Spiegelbild für einen Teil der Seele. Das Aufrühren von Wasser, in das eine Person blickte, war mit schweren Tabus belegt, denn die Zerstörung des Spiegelbildes bedeutete eine Gefahr für die Seele. ... Spiegel wurden in christlichen Vorstellungen oft mit dem Tod in Zusammenhang gebracht. Dämone, Werwölfe, Vampire und andere 'seelenlose' Kreaturen besassen kein Spiegelbild. ... Der sogenannte Hexenspiegel konnte aus poliertem Stein (vgl.Obsidianspiegel aus Çatal), einer Metallplatte, einem Kristall oder einer Schale mit Wasser oder Tinte bestehen. ...: Die esoterische Bedeutung des Spiegels erklärte schon vor langer Zeit Plotin. Er brachte ihn dabei mit der hinduistischen Vorstellung von Maya als Schöpferin der ‚Spiegelbilder‘ spiritueller Realität im Spiegel der materiellen Welt in Verbindung. "Materie dient als ein Spiegel, auf den die Weltseele die Bilder oder Spiegelbilder ihrer Schöpfungen projiziert, und so entstehen die Phänomene des wahrnehmbaren Universums." ’ (aus: Barbara Walker 1995, S.1032, H.v.d.V.) 'Mythische Bauteile‘ Wie im vorangegangenen gesehen, ist es möglich, dass das Leben auf dem Tell von Çatal in der Folgezeit mythisiert wurde. Neben den Häusern, die im ganzen als Vorbild für Höhlenheiligtümer gedient haben mögen, sind es vor allem die einzelnen Bauteile, die in Mythen eine besondere Bedeutung bekamen. Bekannt sind Ausdrücke wie das Höllenloch, die Himmelstür, Himmelsleiter, Säulen des Herkules u.ä.. Für Çatal besonders relevant sind Leitern, Schlupflöcher und Säulen. Barbara Walker schreibt: ‚Die Leiter zum Himmel war ein Relikt schamanistischer Zeremonien von Tod und Wiedergeburt. (...) Bei zentralasiatischen Stämmen war die ‚Seelenleiter‘ ein auf dem Grab befestigter Pfosten mit vierzehn Kerben; sie repräsentierten die ‚stufen‘ oder Tage des aufsteigenden Mondes. (...) Die Priesterkönige des Altertums erstiegen anlässlich ihrer heiligen Hochzeit (hieros gamos) eine Seelenleiter, die es ihnen ermöglichte, der Göttin zu begegnen. Sie erstiegen diese Leiter auch nach ihrem Tod, wenn ihre Seele zu der Mutter, die sie geboren hatte, zurückkehrte. (...) Nach Celsus stiegen neu in die Mithra-Mysterien Eingeweihte eine klimax oder siebensprossige Leiter hinauf. (...) Die heilige Klimax war in der byzantinischen und gnostischen Ikonographie so berühmt, dass sie sogar als falscher Heiliger kanonisiert wurde, Johannes Climacus. (...) Dieser heilige Johannes war angeblich ein Abt des Klosters Sinai, sein Vorname weist jedoch eher auf einen tantrischen Meister hin. Die Klimax war, wie die neuzeitliche Verwendung dieses Begriffes nahelegt, mehr als eine Leiter. Durch die Heirat mit der Göttin war sie Aufstieg zu sexuellem Glück.‘ (1995, S.605 f) Die Schlupflöcher in den Häusern Çatals, die einzelne Räume miteinander verbanden, und durch die ein Mensch nur kriechend hindurch kam, folgen dem in Abschnitt 2.4.2.1. und 2.4.2.2. von mir gezeichneten Bild von der Vorstellungswelt der Bewohnerinnen. Löcher waren auch in der Megalithkultur Alt-Europas (ca. 3500 – 2000 v.u.Z.) ein Bild für die heilige Vagina. Sie waren das ‚Seelenloch‘, durch das die Seelen der Verstorbenen aus dem Grosssteingrab, z.B. Ganggrab, das eine gebaute Vagina bzw. Gebärmutter der Grossen Göttin war, wieder heraus konnten. (dazu Marija Gimbutas 1996, S.281) Die Säule als Bauteil ist in Çatal nicht
auf den ersten Blick erkennbar. Allenfalls Pilaster und Mauerpfosten teilen die
Wände ein oder begrenzen Plattformen. Auffällig ist jedoch, dass sie immer in
die jeweilige ‚Wanddekoration‘ einbezogen sind. Abbildung x, Seite x, zeigte
bereits ein Relief der Göttin zwischen zwei Wandpfosten.
Diese Abbildung zeigt die gleiche Haltung der Göttin, hier jedoch in ihrem doppelten Aspekt, erkennbar an den zwei stilisierten Köpfen. Diese fast vollständig abstrahierte Darstellung löst die Figur der Göttin in drei Säulen auf, die das Oben und das Unten des Raumes verbinden. Diese von Mellaart bemerkte Abstraktion blieb jedoch von ihm uninterpretiert. Carola Meier-Seethaler (1993) hat anhand von kretischen Abbildungen, wie diesem Siegeldruck, die sie mit dem Löwentor von Mykene (Abb. Die Löwen des Tores sind eindeutig weiblich. C. Meier-Seethaler 1993, S. 56) verglich, versucht nachzuweisen, dass die Säule als Symbol mit der Grossen Göttin identisch ist (Abb.). Barbara Walker sieht in der Säule lediglich
ein phallisches Symbol, wie z.B. der lingam Shivas im Hinduismus. Marija
Gimbutas hat den Nachweis erbracht, dass die ausschliessliche Deutung von
Menhiren als Phallussymbol nicht haltbar ist, sondern diese vielmehr die Grosse
Göttin symbolisieren. ‚Funde aus allen Bereichen des Alten Europa lassen
darauf schliessen, dass Menhire, meist in Gestalt von Eulen, die Göttin des
Todes und der Wiedergeburt symbolisieren.‘ Der grösste bekannte Menhir, ‚Le
Grand Menhir Brisé‘ (urspr. 17m hoch) bei Locmariaquer, steht in deutlichem
Zusammenhang mit dem nur wenige Meter entfernten Ganggrab La Table. (Gimbutas
1996, S.204) amit ist die gezeigte Darstellung die Vorläuferin
einer noch Jahrtausende später verstandenen Abstraktion, die jedoch in
patriarchaler Zeit zur Unkenntlichkeit verdreht wurde (Säule als Phallus-Symbol).
uit: http://www.gabi-catal.de/Matriarchats-und_Urgeschichtsforschung.htm
dees
mères: http://racines.traditions.free.fr/deesmer/index.htm
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