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La
exclamación
Quieto
No
en la ramas
En
el aire
No
en el aire
En
el instante
El
colibrí
Der Ausruf
Ruhig Nicht auf dem Zweig In der Luft Nicht in der Luft Im Augenblick Der Kolibri O. Paz
Ich
trete ins Haus und schliesse das Fenster.
Man
bringt mir die Lampe und sagt: Gute Nacht !
Und meine zufriedene Stimme sagt: Gute Nacht ! Ach, könnte mein Leben immer dies sein: Der Tag voller Sonne oder im Regen mild Oder stürmisch, als ginge die Welt zugrunde, Der Abend sanft und die vorüberwandernden Menschengruppen Vom Fenster aus teilnahmsvoll betrachtet, Ein letzter Freundesblick für die stillen Bäume, Dann bei geschlossenem Fenster, bei brennender Lampe, Ohne zu lesen, ohne zu denken, ohne zu schlafen, Das Leben durch mich hindurchfliessen spüren wie ein Strom Durch sein Bett, und draussen ein grosses Schweigen – Ein schlafender Gott.
F. Pessoa
Randnotiz Nutze die Zeit! Aber was ist die Zeit, damit ich sie nutzen könnte? Nutze die Zeit! Nulla
dies sine linea…
Die ehrliche, schöpferische Arbeit… Die
Arbiet à la Vergil oder à la Milton…
Aber es ist so schwierig, schöpferisch oder ehrlich zu sein! So weinig wahrscheinlich, dass man ein Milton oder Vergil ist!
Nutze die Zeit! Zieh aus der Seele klar umrissene Teilchen – genau die richtige Anzahl –, Um sie zu passenden Bausteinen zu verbinden, Die klare Gravüren in der Geschichte hinterlassen, (auch auf der unteren Seite klar, die man nich sehen kann….) ordne deine Empfindungen zu einem Kartenhaus, dem armen chinesischen Spiel bei Abendgesellschaften, die Gedanken zum Domino, gleich zu gleich, den Willen zur schwierigen Karambolage.
Bilder von Spielen, Patiencen oder sonstigem Zeitvertreib… Bilder des Lebens, Bilder der Lebensläufe, Bilder des LEBENS.
Wortgeklingel, Ja, Wortgeklingel! Nicht eine Minute ohne Gewissenserforschung… Nicht eine unbestimmte oder falsche Handlung…
Nicht ein Bewegung, die abwiche von den Plänen… Gute Manieren der Seele.. Eleganz im Beharren… Nutze die Zeit! Mein Herz is erschöpft wie ein wirklicher Bettler. Mein Hirn ist am Ende wie eine abgesetzte Last. Mein Gesang (Wortgeklingel) ist, wie er ist, und traurig. Nutze die Zeit! Seit ich zu schreiben begann, sind fünf Minuten vergangen. Habe ich sie genutzt oder nicht? Wenn ich nicht weiss, ob ich sie wirklich nutzte, Was weiss ich von andern Minuten?
(Du Reisegefährtein, die so oft mit mir im gleichen Abteil der Vorortbahn fuhr, bin ich dir aufgefallen? Hab’ich die Zeit genutzt und dich angeschaut? Welch einen Rhythmus besass unse Ruhe im fahrenden Zug? Was war des Einvernehmen, zu dem wir nicht gelangt sind? Was
für ein Leben lag darin? Was
war dies – das Leben?)
Nutze die Zeit! Ah, lasst mich gar nichts nutzen! Weder Zeit noch Sein noch die Erinnerung an Zeit oder Sein!… Lasst mich ein Blatt am Baum sein, liebkost von der Brise, Der Staub einer unfreiwilligen, einsamen Strasse, Die Räderspur auf der Strasse, eh’ andere Räder kommen; Der Kreisel des Gassenjungen, der anhalten will, Schwankt mit der gleichen Bewegung wie der meiner Seele Und fällt auf den Boden des Schicksals, wie Götter fallen. F.
Pessoa
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canandanann 22-02-2003
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